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Capus

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Alex Capus

Fast ein bisschen Frühling

Roman

(Hanser München 2012) dtv 2004, 188 S. 12,00 €

  ISBN 978-3-423-13167-4

Leider wieder ein Flop!

Geht es bei meinem verehrten Capus stets auf und ab?

Es schmerzt, wenn ein geliebter Autor nach der großartigen Susanna (meine Lesereihenfolge) wieder eine Leseenttäuschung bereithält.

Die Kriminalgeschichte um zwei vor den Nazis nach Basel geflohenen jungen sympathischen Bankräubern ist wie üblich bei Capus akribisch recherchiert und belletristisch angereichert. Es fließt viel Blut, es wabert eine schöne platonische Liebe zwischen der Schallplattenverkäuferin Dorly und dem Bankräuber Waldemar. Die Geschichte berührt aber nicht. Das liegt sicherlich auch daran, dass sie erzählerisch unentschieden bleibt. Erzähler ist einerseits der Enkel von Dorlys Freundin Marie, andererseits werden - ganz dokumentarisch - Polizeiprotokolle und Zeitungsnachrichten eingewoben, so dass das Buch ständig zwischen Dokumentation und Fiktion changiert. Das für die fiktive Geschichte (leider) verwendet Präsens ist lästig und, da sinnfrei, auch unnötig.

Für einen Freiburger wieder vertraut ist das Basler Lokalkolorit. Erschreckend wie in Susanna bleibt die bornierte Spießigkeit der Basler Gesellschaft vor 90 Jahren.

Trotz der Enttäuschung bleibe ich Capus als Leser treu.

Michael Seeger, 14.02. 2024

© 2002-2024 Michael Seeger, Letzte Aktualisierung 14.02.2024