Seminarkurs 2000/01 Humangenetik Diskurs Nat.wiss. - Geistesw.

Feed-Back der Exkursion bei Prof. Christ (6.7.01)

Wie versprochen nun ein kleiner Eindruck der Exkursion: Simone hatte eine Reihe von Fragen dokumentiert, die immer wieder während diesem Jahre im Seminarkurs auftauchten und bisher unbeantwortet blieben. Herr Christ versuchte Antworten zu finden und ging auch auf die Verantwortung des Forschers kurz ein. Des weiteren kamen wir auf Ethikausschüsse zu sprechen, die jeder Uni angeschlossen sind.
Danach zeigte uns einer seiner Mitarbeiter ein zwei, sowie drei Tage altes Hühnerei unter dem Mikroskop (das schlagende Herz war schon zu erkennen).
Alles in allem, war es sehr interessant, nach rund einer Stunde waren wir wieder zu Hause.

Tina Hellige

Die Frage, wann das Leben beginnt, haelt Herr Christ nicht nur fuer eine
wissenschaftliche, sondern auch fuer eine philosophische Frage. Um uns seinen
Standpunkt klar zu machen, hat er seinen Doktorvater Erich Blechschmidt
zitiert: "Ein Mensch entwickelt sich nicht zum Menschen, ein Mensch
entwickelt sich als Mensch." Es ist nicht moeglich, irgendeine Grenze zu
ziehen. Man kann also weder den Zeitpunkt der Befruchtung, noch den 14. Tag
als Grenze festsetzen. Herr Christ ist deshalb gegen jegliche Forschung an
embryonalen Stammzellen. Aus demselben Grund ist er auch gegen die
in-vitro-Fertilisation. Die Wissenschaft ist hier seiner Meinung nach bereits
zu weit gegangen.
Auch die Frage der Bewusstseinsentstehung konnte er nicht definitiv
beantworten, da man nicht weiss, wann das Bewusstsein entsteht. Zwar sind
bereits ab dem zweiten Monat ausdifferenzierte Nervenzellen vorhanden, diese
haben jedoch nichts mit dem Bewusstsein zu tun. Herr Christ stuetzte sich
hier wieder auf Blechschmidt, der sagt, dass ein entstehender Mensch nicht
nachtraeglich eine seelisch-geistige Komponente hinzubekomme.

Die Totipotenz im Morulastadium dauert bei der Maus bis zum 8-Zellstadium.
Beim Menschen ist nicht genau bekannt, wie lage die Zellen totipotent sind.

Von einer Blastozyste spricht man, sobald ein Hohlraum entstanden ist. Dies
geschieht vor der Implantation.

Stammzellen findet man im Koerper in der Skelettmuskulatur
(Satellitenzellen), in der Haut, im Knochenmark, im ZNS, im Darm...
Die Hautstammzellen bilden staendig neue Zellen, die ZNS-ZEllen koennen
vermutlich nicht nur Nervengewebe bilden. Diese Stammzellen sind mit
Sicherheit vergleichbar mit embryonalen Stammzellen, aber wahrscheinlich
nicht identisch.

Ich habe Herrn Christ gefragt, warum Calciumionen so wichtig sind. Daraufhin
hat er geantwortet, dass Calciumionen in Speichern innerhalb der Zelle
aufbewahrt werden, und dass sie beim Anschalten von Enzymen erforderlich
sind. Ausserdem spielen sie auch eine grosse Rolle bei der Muskelkontraktion.

Die parthenogenetische Entwicklung laeuft ab, wenn nur das vaeterliche oder
nur das muetterliche Genom vorhanden ist. Beim Saeuger ist dies nicht
moeglich, da die Genome nicht gleichwertig sind. So wird z.B. die Ausbildung
der Plazenta vom vaeterlichen Genom bestimmt.

Auf Tinas Frage, inwieweit Wissenschaftler die Frage der Moral
beruecksichtigen, antwortete er, dass  Gesetze werden respektiert werden und
dass es an Universitaeten Ethikkomissionen gibt. Ansonsten wir auf diese
Frage eigentlich nicht eingegangen. In diesem Zusammenhang ging Herr Christ
auch auf die Frage ein, warum Wissenschaftler eigentlich forschen: Seiner
Meinung nach kann Wissenschaft eine Suche nach dem Sein (Gottsuche) sein,
oder in einigen Faellen einfach nur die Eitelkeit des Forschers befriedigen,
der unbedingt beruehmt werden will.

Anschlieend haben wir einen 1 1/2 und einen 3 Tage alten Embryo gesehen.
Beim aelteren Embryo konnten wir bereits das Herz schlagen sehen.
Darauf geht uebrigens der Ausdruck "der springende Punkt" zurueck.
Aristoteles hat in ein Huehnerei hineingeschaut und das Herz des Embryos
schlagen sehen, was aussah wie ein springender Punkt.

Simone Wiesler

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