Nr. 1 /1. Jahrgang S. 3

Online-Sonderausgabe 18. Mai 1632

€ 2,50    

 

Der Frieden bricht mir den Hals

Eine Reportage von NINA EGGERS

Nach langen Jahren schrecklichen Krieges wurde gestern wieder der Frieden verkündet. Große Erleichterung geht durch das Volk, doch einer scheint das nicht ganz recht zu passen. 

Die Händlerin Anna Fierling, auch bekannt als Mutter Courage, droht auf ihren Waren sitzen zu bleiben. „Der Frieden bricht mir den Hals!“, äußerte sie sich. „Seit etlichen Jahren ziehe ich gemeinsam mit meinen Kindern und meinem Wagen über die Schlachtfelder. Und jetzt werden sich die Käufer in alle Himmelsrichtungen verstreuen.“ 
Angefangen hatte sie ihre “Händlerkarriere“ vor 30 Jahren.

Sie hatte von drei verschiedenen Männern Kinder bekommen, allerdings kümmerten sich diese nicht weiter um ihre Kinder und Courage musste sich etwas einfallen lassen.
„Irgendwie musste ich diese Bälger ja durchbringen! Die Kerle hatten mich ja alle sitzen lassen.“
So verdiente sie den Lebensunterhalt für sich und ihre Kinder. Doch es kam noch schlimmer: Mutter Courage verlor zwei ihrer Kinder. Fängt man da nicht an den Krieg zu hassen? „Ich hatte zusätzlich zu meiner Tochter noch zwei Söhne. Einer war redlich und der andere war kühn und klug. Diese Tugenden wurden ihnen zum Verhängnis. Das hätte im Frieden genauso passieren können.“ Nun ist nur noch ihre Tochter Kattrin da. Sie ist, so wie ich sie kennen gelernt habe, ein sehr gütiger und netter Mensch. Aber auch sie erlitt einen sehr harten Schicksalsschlag. Als sie ein Kleinkind war, wurde ihr von Soldaten etwas in den Hals gesteckt. Seitdem ist sie stumm. 
Hat Mutter Courage denn nie geahnt, dass der Frieden irgendwann zurückkehren könnte? 
„Wenn der Feldprediger mir nicht diesen dämlichen Rat gegeben hätte, hätte ich das Problem heute nicht! Meine Tochter Kattrin wurde, als sie vom Waren einkaufen zurückkam, auch noch überfallen und hat jetzt eine entstellende Narbe. Wenn ich nicht auf diesen Feldprediger gehört hätte, wäre das alles nicht passiert!“ Auch der Koch, ein Freund von Mutter Courage, meinte dazu: „Ich halte seinen Rat für einfach unverantwortlich! Wie kann er so einen Rat geben ohne auch nur die geringste Ahnung zu haben?“ Der Koch riet Anna Fierling nun auf den Markt zu gehen und dort zu versuchen, ihre Waren für einen einigermaßen anständigen Preis zu verkaufen. Wird sie diesem Rat folgen? Und was soll nun aus Kattrin werden? 
„Das scheint mir im Moment der vernünftigste Vorschlag zu sein. Was aus mir und Kattrin wird, weiß ich noch nicht so genau. Ursprünglich wollte Kattrin eigentlich, sobald Frieden ist, einen Mann heiraten, aber mit der Narbe kann sie das jetzt wohl vergessen...“

Ich werde Mutter Courage natürlich begleiten und in kurzer Zeit wieder berichten.

Händlerin überfallen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Kurz gemeldet

Händlerin überfallen

Am frühen Nachmittag des 03.02. 1632 wurde vor den Toren von Ingolstadt eine 28-jährige Händlerin überfallen. Die Frau konnte zwar ihre Ware retten, die sie kurz zuvor auf dem Markt gekauft hatte, doch ihr wurde eine entstellende Narbe im Gesicht zugefügt.
Da die Frau stumm ist und somit nichts über den genauen Tathergang berichten kann, erbitten wir Ihre Mithilfe zur Ergreifung der Täter.
Mögliche Zeugen der Tat sollen sich bitte in unserer Ingolstädter Redaktion melden.

 

 

 

 

 

 

© 2005-2010 Michael Seeger, Faust-Gymnasium 79219 Staufen, Letzte Aktualisierung 14.05. 2010