Nr. 1 /1. Jahrgang S. 4

Online-Sonderausgabe Montag, 21. Januar 1636

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Der Feldprediger: 

Der Krieg ist vorbei - es lebe der Frieden

Ein Kommentar von Lena Stetz

Auf meinem Zug über die Schlachtfelder dieses Krieges habe ich so Einiges gesehen, das mich dazu bewegt hat, den Krieg zu verabscheuen und den jetzigen Frieden mit offenen Armen zu empfangen. Ich möchte Ihnen den hohen Wert des Friedens am Beispiel der Händlerin Mutter Courage deutlich machen: Der Krieg zwang sie dazu, das Geschäft über ihre Kinder zu stellen. Manche von Ihnen mögen denken, eine gewisse Menge Geschäftssinn und damit verbundene Kaltschnäuzigkeit seien für eine Händlerin wie sie unabdingbar. Aber ich frage Sie: Dürfen diese besagten Eigenschaften auch soweit reichen, dass die eigenen Kinder dafür geopfert werden? Wohl nicht. Doch genau das hat die Mutter Courage bei ihrem Sohn Schweizerkas getan. Allein mit drei Kindern in den Krieg zu ziehen ist ja schon ein Unding für eine Mutter, doch noch schlimmer: Ihr Sohn musste sterben, weil Mutter Courage zu sehr an ihr Geschäft dachte - Schweizerkas war nämlich von den Katholiken gefangen genommen worden und diese verlangten ein Lösegeld von 200 Gulden. Und in dieser Situation, in der ihm der Erschießungstod knapp bevorstand, meinte sie noch den Preis für das Leben ihres Sohnes auf 120 Gulden herunterhandeln zu müssen, um nicht in den finanziellen Ruin getrieben zu werden. Als sie endlich einwilligte, die volle Summe zu zahlen, war es schon zu spät: Ihr Sohn war durch 11 Kugeln niedergestreckt worden. Ich will hier nicht über diese Frau beschweren oder sie anklagen, denn im Frieden hätte sie sicher anders gehandelt und wäre nicht zu diesem Verhalten gezwungen worden. Stellen Sie sich nur vor, wie sehr diese Frau von ihrem Gewissen geplagt wird und gleichzeitig weiß sie ganz genau, dass sie nicht anders hätte handeln können ohne – mit ihren Kindern - unterzugehen. Nicht dass ich nur Mitleid mit dieser Frau empfinden würde - als ich sah, wie sie den Frieden wegen gewisser finanzieller Verluste nur widerwillig entgegennahm, haben wir uns furchtbar gestritten und unsere Wege haben sich getrennt... Wer heute immer noch behauptet, der Krieg wäre notwendig gewesen, um unseren Glauben zu verteidigen, oder ihn sich sogar zurückwünscht, dem kann ich nur sagen: Krieg ist niemals notwendig oder unvermeidbar, er schafft nur unglaubliches Leid. Und als Prediger meine ich auch, dass er nicht mit den Grundsätzen unsers christlichen Glaubens vereinbar ist. Deswegen kann ich Sie alle nur dazu aufrufen, den Frieden freudig entgegenzunehmen und neue Kriege zu verhindern.

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Der Kommentar

 

Faksimile S. 4

© 2005-2019 Michael Seeger, Faust-Gymnasium 79219 Staufen, Letzte Aktualisierung 21.05. 2019