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 Heide Walb   

Michael Seeger

Sehr kompakt und genau stellt uns der paraguayische Fußball-Nationalspieler Roque Santa Cruz sein Heimatland Paraguay vor:

nach einem Bericht im SZ-Magazin vom 14. Mai 2004

 

Foto: Daniel Mayer

Roque, 22, weiß, wie man Mate trinkt:
nur mit der Bombilla!

Fotos: Lars Reichardt

oben: Roques erster Bolzplatz in der katholischen 
unten: Don-Bosco-Schule von Asunción.

Fotos: Lars Reichardt

1 Die bedeutendste Wallfahrtskirche Paraguays findet sich in Caacupé, mit dem Auto etwa eineinhalb Stunden von Asunción entfernt. 
2 Glückliche Rinder bedeuten sagenhaft gutes Fleisch. 
3 Das von General Stroessner gebaute Spielcasino bei San Bernardino ist verfallen. 
4 In Paraguay ein Volksheld: Roque macht auch Werbung für einen Herrenausstatter.

Mann mag Mate

Während der halbe FC Bayern für Portugal die Koffer packt, nimmt sich Roque Santa  Cruz die Zeit, uns seine Heimat vorzustellen. Paraguay, jenes Land, in dem echte Kerle auf Matetee stehen.

Protokoll: Lars Reichardt

In meiner Heimat gibt es etwa 150 Kilometer vor der Hauptstadt Asunción, in Coronel Oviedo, eine unscheinbare Straßenkreuzung. Irgendwann fährt jedermann in Paraguay zwangsläufig über diese Kreuzung. Wer in diesem Land jemanden sucht, heißt es, der brauche nur dort an der Straße zu warten oder sich noch besser in die Churrasqueria an der Straße zu setzen, ein Bier der Marke »Bremen« oder »Bavaria« zu trinken und für umgerechnet einen Euro so viel Fleisch vom Grill zu essen, wie er nur kann.
Kaum ein Deutscher kennt meine Heimat. Schade, denn Paraguay hat so viel zu bieten: Urwälder, sanfte Hügel, wilde Tiere, riesige Rinderfarmen. Paraguay ist etwa so groß wie Deutschland, hat aber nur um die fünf Millionen Einwohner. Und die sind sehr gastfreundlich. Schauen Sie sich das ruhig mal an. Paraguay ist eine friedliche und sichere junge Demokratie.
Rings um die Kreuzung in Coronel Oviedo liegen all die Orte, die man in Paraguay einmal gesehen haben sollte. Richtung Norden der Chaco, an sich eine unwirtliche Hochebene, die beinahe die Hälfte von Paraguays Fläche ausmacht. Erst Plattdeutsch sprechende Mennoniten waren zäh genug, diese im Sommer unerträglich heiße Steppe vor etwa hundert Jahren für den Ackerbau zu kultivieren. Inzwischen wurden auch einige der schönsten Estancias des Landes hier gegründet. Estancia heißt Rinderfarm. Viele Estancias vermieten aber auch Zimmer an Touristen, die auf dem Pferd den Chaco erkunden und Jaguare, Pumas, Ameisenbären und Rehe sehen wollen.

Westlich der Kreuzung liegt San Bernardino. Ein Naherholungsgebiet für die Leute aus der Hauptstadt, mit Liegewiesen an einem See, Tretbooten und netten kleinen Hotels. Meine Nationalmannschaft bezieht vor wichtigen Länderspielen hier oft ihr Trainingslager. Weiter im Westen führt die Straße nach Asunción, unsere Hauptstadt gleich an der Grenze zu Argentinien, sicherlich die grünste Hauptstadt Südamerikas. Im Süden liegen einige der schönsten Ruinen der ehemaligen Jesuitensiedlungen, in denen die Patres die Indianer missionierten. Erst 1767 wurden die Siedlungen aufgelöst und Paraguay erlangte kurz darauf seine Unabhängigkeit von Spanien.

Ich bin in Luque aufgewachsen, einem kleinen Vorort von Asunción, der für seinen Goldschmuck bekannt ist. Mein Vater Aproniano war Polizist und schickte meine drei Brüder und mich auf die katholische Don-Bosco-Schule in der Stadt. Dort begann ich auf dem Pausenhof mit dem Fußballspielen. Anscheinend ist der rotbraune Sand eine gute Schule, denn meine zwei älteren Brüder Diego und Oscar sind auch Profis geworden. Julio, der Jüngste, ist zwar erst 13, aber auch schon sehr gut. In der Kirche gegenüber der Schule habe ich letztes Jahr meine Freundin Giselle geheiratet.

Unsere Hauptstadt ist, so weit ich weiß, die Einzige in ganz Südamerika, die sich noch eine Siesta gönnt: jeden Nachmittag von zwei bis fünf. Auf dem Fußballplatz sind wir Paraguayer zwar Kämpfer, aber außerhalb sind wir sehr ruhig und relaxed, nicht so aufbrausend wie Argentinier.

Für Stress jeder Art ist es einfach zu heiß in Paraguay. An die 35 Grad Celsius erreicht die Temperatur in Asunción um die Jahreswende. Im Chaco, der Hochebene, können es leicht vierzig Grad und mehr werden. Wo immer in Paraguay zwei Bäume nebeneinander stehen, hängt deshalb auch eine Hängematte dazwischen. Die Hängematte ist das eigentliche Wahrzeichen unseres Landes. Wir machen ja auch die besten der Welt.

Mate ist das Einzige, was bei dieser Hitze hilft. Europäische Zöllner halten die getrockneten Blätter des Matebaums manchmal für Marihuana. Matetee wirkt aber sehr belebend, wenn man ihn nur kurz ziehen lässt, hat nicht die Nachteile von schwarzem Tee oder Kaffee und auch weniger Koffein. Die Wirkung wurde von den Guarani-Indianer entdeckt. Die Blätter des Matebaums können sogar verschiedene Krankheiten wie Bluthochdruck heilen.

Die gerösteten Mateblätter werden in einen speziellen Matebecher aus Silber oder Holz mit heißem, aber nicht kochendem Wasser aufgegossen und mit der Bombilla, einem metallenem Trinkhalm, aufgesogen. Nach dem Austrinken gießt man einfach wieder Wasser nach. Im Winter und morgens heißes, im Sommer kaltes. In Paraguay bekommt jedes Kleinkind einen Matebecher, sobald es allein trinken kann.
Auch viele Brasilianer lieben Mate, in Argentinien hat Coca-Cola jetzt sogar einen Mate-Softdrink auf den Markt gebracht. Selbst der FC Bayern trinkt Mate. Zumindest Piza, meinen peruanischen Zimmerkollegen im Trainingslager, habe ich schon zum Mate-Fan bekehren können.

Wussten Sie übrigens, dass viele Deutsche nach Paraguay ziehen? Keine Steuerflüchtlinge mehr wie einst Konsul Weyer oder Herr Weber von Südmilch. Es gibt zwar immer noch kein Auslieferungsabkommen zwischen Paraguay und Deutschland, aber inzwischen benötigt jeder deutsche Einwanderer ein makelloses polizeiliches Führungszeugnis. In Independencia, auf halbem Weg von Asunción nach Ciudad del Este, legen sich viele Deutsche eine kleine Rinderfarm zu. Auch Rentner aus Deutschland können dort wie kleine Könige leben. Schon für 30000 Euro kann man sich ein schönes großes Haus bauen, sogar mit Grund. Und schauen Sie sich ruhig einmal ein Fußballspiel in Asunción an. Auch im Sommer, während der Fußball-Europameisterschaft. Die Qualifikitationsspiele in Südamerika sind ohnehin viel schwieriger als die in Europa.

Roque Santa Cruz

 

Anreise: Varig und Lufthansa fliegen täglich ab Frankfurt über São Paulo nach Asunción.

Hotel: »Portal del Sol«, nettes Mittelklassehotel eines deutschstämmigen Besitzers (Martin Bachmann) in Innenstadtnähe mit Pool und Transfer vom Flughafen, DZ 35 Euro. Tel. 00595/21/609395, Fax - 662910.

Restaurants: Wenn ich mit meiner Frau in Asunción essen gehe, dann meist in das »La Paraguayita« in der Avenida Brasilia. Fleisch vom Grill und andere Spezialitäten wie typische Bohnengerichte. Auch mit den umliegenden Lokalen in der Avenida Brasilia kann man nichts falsch machen.

Ausflüge: Das Reisebüro Südamerika Line ist auf Reisen nach Paraguay spezialisiert. Im Land selbst vermitteln Mitarbeiter des Reisebüros Kurzausflüge in den Chaco, zu den Jesuiten-Ruinen, den Foz do Iguaçu oder gar Rio de Janeiro und können Ihnen selbst beim Kauf einer Rinderfarm oder einer Wohnung in Asunción behilflich sein.

Tel. 06305/92130. Oder in Paraguay: 00595/548640, www.suedamerika-line.de

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