Flandern-Radtour: die Radwege

Lieber Ortsangaben/Entfernungen als "Knotenpunkte"!

esterbauer

Der Radführer aus der bekannten Esterbauer-Reihe versprach, ein zuverlässiger Reiseleiter zu sein. Er lobt die Flandern-Route, bestehend aus 9 "Ikonenwegen" in höchsten Tönen. Belgiens Radwege sind - wie auch die niederländischen - durch Knotenpunkte vernetzt. Esterbauer lobt: "Die Knotenpunkte sind nummeriert und mit einer Orientierungstafel versehen, so dass man sogar ohne Karte nach Lust und Laune radeln kann." Die Homepage der Flandern-Route hat ein Planungstool (auf Englisch), was man evtl. zu Hause am großen Bildschirm nutzen kann. Die wirklich umfassende Beschilderung ist allerdings immer nur mit Nummern und nie mit Ortsnamen/Entfernungen versehen. Hat man den Weg einmal verloren, findet man nicht mehr auf die Route zurück, denn Esterbauer nennt nur die Knotenpunkte der Original-Route. Bei jedem Knotenpunkt aber am Smartphone - bei gleißender Sonne - eine Knotennummer zu suchen, würde extrem aufhalten. Vielleicht muss man sich an das System gewöhnen. Wir trafen einheimische Radler, um sie nach dem Weg zu fragen. Sie hatten sich die Knoten-Nummern auf einem Zettel an den Lenker geklebt! So sind wir teilweise auf verkehrsreicher Straße gefahren, wenn wir den Weg verloren hatten. Die Route beschreibt viele Schnörkel und dehnt die Strecke von Stadt zu Stadt z.T. um das Dreifache. Wir aber wollten in erster Linie eine Städtetour machen und dabei unnötige km und hm vermeiden.

Ca. 50 m vor dem Knotenpunkt zeigt ein Schild, dass man sich diesem nähert, dann kommt der Knoten mit den entsprechenden Abzweigungen, ergänzt durch das Schild "Vlaanderenroute" und dem Ikonenweg. Ohne Ortsangaben war das für uns aber nicht hilfreich, vor allem, wenn wir die Schnörkel abschneiden wollten.

Die zurechtgeschnittene (Gewicht sparen!) Michelin-Karte 1:200.000 tat deshalb gute Dienste.

Radfahrer (fietsers) werden in Belgien (und auch in NL) gehätschelt. In fast allen Fußgängerzonen dürfen sie fahren (uitgezonderd = ausgenommen), ebenso gegen die Einbahnstraße.

Das Vlaanderenroute-Schild war, wenn man auf dem Weg blieb, eine gute Stütze. Für manche Etappen hatte ich aus dem Esterbauerführer die allfällgen Knotenpunkte auf einem Zettel notiert (ca. 60).

Fazit: Für Radfahrer wird vorbildlich viel getan; da haben wir in Deutschland noch extrem viel Luft nach oben. Nur das Knoten-System ist uns nicht vertraut. Wir kamen uns z. T. mental völlig "verknotet" vor.

mechelen

Von Mechelen geht es ebenso komfortabel an einem Kanal entlang auf superglatt asphaltierter Radstraße nach Löwen.

Die Radwege (nicht nur Vlaanderenroute) sind von hervorragender Qualität.

Von Antwerpen verläuft ein autofreier Radschnellweg - bestens beschildert (mal zusätzlich zu den Knoten mit Orts- und Km-Angabe) - nach Mechelen entlang der Bahnlinie. Jeder kleine Bahnhof hat überdachte Fahrradabstellplätze.

Leuven

Eine ca. 500 m lange kostenlose Fahrradgarage am Hbf. Löwen

Wenn mal ein kurzes Stück wg. Baustelle nicht befahrbar ist, wird man mit grell-orangen Tafeln gut umgeleitet.

Selten wird ein Radweg so schmal.

Auch in den Niederlanden wird viel für die Radfahrer getan: Die Radwege sind alle deutlich rot eingefärbt. Der Vorrang für Radfahrer führt dazu, dass Kraftfahrer in NL und B bei Radbegegnung sofort anhalten/langsam fahren; kein Wunder, dass die "Fietsers" sich sicher fühlen und nur selten Helm tragen.

Mit dieser Sicherheit ist es sofort an der Grenze zu Deutschland (hier in NL-Vaals) vorbei. Mit der Grenze hört die rote Markierung auf und man muss sich fortan vor den Kraftfahrern in Acht nehmen.

In Aachen startet dann die legendäre Vennbahn: eine ehemalige Industrie-Eisenbahnstreckke von Aachen über Belgien (St. Vith) nach dem luxemburgischen Troisvierges, bestens asphaltiert und beschildert. Für mich auch beim zweiten Mal der beste Radweg, den ich kenne. Ich hatte schon 2015 bei meiner Deutschland-Umrundung begeistert darüber berichtet.

Radwege sind in Dtl. Ländersache. NRW bietet sie in roter Schrift. Die Wege sind erstaunlich gut. Da ist noch Luft nach oben in BW - Herr Herrmann! Ob es die NL-Grenznähe ist, dass NRW auch schon mit dem Knotenpunkt-System arbeitet?

Auch Luxemburg mit seiner Piste des trois Rivières ist vorbildlich; hier am Sauer-Ufer.

Den Saar-Radweg hatte ich schon 2014 gelobt.

Fazit: Rein radtechnisch waren die Wege wunderbar, bestimmt zu 95 % ohne Kraftverkehr und meist perfekt asphaltiert. Die Knotenpunkte hatte ich schon kritisch beleuchtet.

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