Glasfenster im Freiburger Münster

Nord- und Südseite

Nordfenster, 3-teilig

Nordfenster

Bild: David Marhöfer

 

Südfenster, 4-teilig

Südfenster

Bild: Saskia Eberle

Im Freiburger Münster, das uns viel aus dem Mittelalter erzählt, können wir gut deutlich eine Eigenschaft des Mittelalters beobachten, die wir heute als reaktionär einstufen würden: die Benachteiligung der Frau. Sie wird sogar schon an den Seitenschiffen des Freiburger Münsters deutlich. Damals war es so üblich, dass in der Kirche, so wie überall, zwischen Männern und Frauen getrennt wurde.

Nordseite

Die Männer nahmen auf der südlichen, die Frauen auf der nördlichen Seite Platz. Dies symbolisiert die im Christentum lange vorherrschende Meinung, dass die Frauen den Männern untergeben sein sollten. Sie stammten nach Meinung der Christen von Eva ab, die im Paradies zunächst, durch den Satan verführt, von der Frucht des Baumes der Erkenntnis aß. Damit beging sie die Todsünde, indem sie begehrte, genauso groß und mächtig wie Gott zu werden. Seitdem galt die Frau als der Teil der Menschen, der die Sünde in die Welt gebracht hatte. Dafür mussten nach Ansicht der Menschen im Mittelalter die Frauen für ewig Buße leisten. Sie wurden unter den besonderen geistlichen Schutz gestellt, weil sie als zu schwach für das Weltliche galten. Sie galten als besonders gefährdet gegenüber den Versuchungen des Satans. Die Fenster der Nordseite weisen nur drei gotische Spitzbögen auf, die für die Dreifaltigkeit Gottes stehen. Unter der Obhut des dreifaltigen Gottes mussten die Frauen auf der nördlichen Seite der Kirche Platz nehmen, die wesentlich dunkler als die Südseite war.

 

Südseite

Auf der Südseite war der Platz der Männer. Diese Seite war die hellere der beiden Seiten. Das vierteilige Fenster stand für die vier Himmelsrichtungen (Norden, Osten, Süden und Westen) und die vier Elemente (Feuer, Wasser, Erde und Luft). Diese Unterteilung stand für das Weltliche. In der Zahl vier drückt sich nichts Religiöses, sondern etwas rein Irdisches aus. Nach der damaligen Ansicht waren Männer stark genug, dem Weltlichen standzuhalten und dem Glauben dennoch treu zu bleiben, ohne sich von etwas nicht Religiösen ablenken zu lassen. Zufällig(?) hatten die Männer damit auch die helle Sonnenseite inne.

Gestalter dieser Seite: Anne Burgert, David Marhöfer, Jonathan Pfaff, Saskia Eberle, Kathrin Imhof und Wanda Sprenger

© 1999-2016 Michael Seeger, Faust- Gymnasium Staufen, 18. August 2009