Glasfenster im Freiburger Münster

ecclesia

synagoge

Die Statuen von Ecclesia und Synagoge

Steht man beim Freiburger Münster in der Eingangshalle vor dem Hauptportal, so sollte man sich auf jeden Fall die Bilderbibel (biblia pauperum) und dort besonders die jeweils vierte Statur von innen anschauen. Sie sind ein weiteres Zeugnis des Vorbehaltes der Christen gegenüber den Juden im Mittelalter.

Diese beiden Statuen verkörpern die Entscheidung, vor denen die Menschen im Mittelalter nach Auffassung der Christen standen: das Wort Gottes annehmen oder ihm kein Gehör zu schenken. Die Ecclesia, sie ist die linke der beiden Frauenstauten, trägt in der linken Hand einen Kelch, der das Blut Christi verkörpert, und in der rechten trägt sie das Zeichen des Kreuzes, ein weiteres Zeichen für das Christentum. Sie hat ein heiteres und schönes Gesicht und blickt hämisch auf die Synagoge, die mit verbundenen Augen, also blind für den Erlöser, mit einer gebrochenen Thorarolle in der rechten und der Gesetzestafel Moses in der linken Hand sich präsentiert. Mit einem schmachvollen Gesichtsausdruck und mit ihrem Standort auf der Seite der törichten Brautjungfern (die Ecclesia steht auf der Seite der klugen Frauen) zelebriert sie das im Mittelalter vorherrschende Bild von den Juden, deren Zeit abgelaufen und die jetzt blind für den Messias Jesus sind, der sich ihnen offenbart hat.

An der Liebfrauenkirche in Trier ist das Thema noch agressiver dargestellt.

Dieses Verhalten der Christen gegenüber anderen Glaubensgemeinschaften jenseits des Christentums blieb leider bis weit in unser Jahrhundert hinein die vorherrschende öffentliche Meinung.

Gestalter dieser Seite: Jonathan Pfaff und Maximilian Fünfgeld

© 1999-2021 Michael Seeger, Faust- Gymnasium Staufen, 02. Juni 2021