Glasfenster im Freiburger Münster

Die Geburt Jesu

Lukas 2. 1-20

Stier

"Zu jener Zeit ordnete Kaiser Augustus an, dass alle Bewohner des römischen Reiches in Steuerlisten erfasst werden sollten. Es war das erste Mal, dass so etwas geschah. Damals war Quirinius Statthalter der Provinz Syrien. So zog jeder in die Heimat seiner Vorfahren, um sich dort eintragen zu lassen. Auch Josef machte sich auf den Weg. Von Nazaret in Galiläa ging er nach Betlehem, das in Judäa liegt. Das ist der Ort, aus dem König David stammte. Er musste dorthin, weil er ein Nachkomme Davids war. Maria, seine Verlobte, ging mit ihm. Sie erwartete ein Kind. Während des Aufenthaltes in Betlehem kam für sie die Zeit der Entbindung. Sie brachte einen Sohn zur Welt, ihren Erstgeborenen, wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Futterkrippe im Stall. Eine andere Unterkunft hatten sie nicht gefunden. ... "...Geht und seht selbst: Er liegt in Windeln gewickelt in einer Futterkrippe - im Stall - daran könnt ihr ihn erkennen!"... Sie brachen sofort auf, gingen hin und fanden Maria und Josef und das Kind in der Futterkrippe. Als sie es sahen, berichtetem sie, was ihnen der Engel von dem Kind gesagt hatte ..."

 

Bilderbibel (1)

Ochs

Am Schmiedefenster sieht man eine biblische Szene, nämlich die Weihnachtsgeschichte:

Nach Jesus' Geburt, will ein hungriger Ochse seine Windeln fressen. Maria zieht das Kind erschrocken zur Seite. Für diesen Frevel bestraft Joseph den Ochsen mit einem Stockhieb. Solche Geschichten wurden im Mittelalter auf Fenstern abgebildet, da 95% der Bevölkerung Analphabeten waren. Heute werden diese Bildergeschichten auch als "mittelalterliche Comics" bezeichnet, da diese Fensterbilder oft übertrieben dargestellt wurden.

Kommentar

Die Geburt Jesu war in Palästina, also im Orient. In Europa zur Zeit der Christianisierung waren alle Menschen, die nicht gelehrt waren, Analphabeten. Die Gottesdienste und die Bibel waren auf Latein geschrieben, was die normalen Menschen, die ohnehin nicht lesen konnten, nicht verstanden.

Daher waren auf den Fenstern des Münsters sogenannte Bildergeschichten gemalt. Die Künstler Europas sahen die Geburt Jesu mit den Augen eines Abendländers. Im Orient aber sahen die Ställe ganz anders aus. Die Ställe waren Höhlen, die die meiste Zeit leer standen, nur ein krankes Tier nutzte den Unterschlupf. Sonst waren die Herden außerhalb des "Stalles" in der Obhut der Hirten, wie im Lukasevangelium beschrieben. Die Krippe bestand nur aus einer kleinen Kuhle, in der etwas Heu lag. Doch die bildenden Künstler Europas wussten dieses nicht und sahen die Geburt Jesu in einem Stall des Abendlandes. Folglich stellten sie den Stall und die Krippe mit Ochs und Esel dar, damit den Menschen klar würde, dass die Geburt in einem ärmlichen Stall und nicht in einem prunkvollen Palast stattgefunden hatte. So wurden diese Bilder immer wieder tradiert und haben sich bis heute gehalten.

Saskia Eberle

Gestalter dieser Seite: M. Zahn, H. Stadtmüller, S.Andergassen, Saskia Eberle

© 1999-2016 Michael Seeger, Faust- Gymnasium Staufen, 18. August 2009